Roter Berg
Die Geschichte der Schutzhäuser am Roten Berg in einem Artikel in "Mein Heimatbote" von Karl Danninger vom Januar 1949

Geschichte der Schutzhäuser am Roten Berge.

Von Karl Danninger, Mr-Schönberg

Die Geschichte der Schutzhäuser auf dem roten Berge, die dem mähr.-schles. Sudetengebirgsverein gehörten, ist eine sehr bewegte.

Um 1890 wurde das seinerzeit den Eisenwerken in Zöptau gehörige Wirtshaus auf dem Roten Berge, welches als Vorspannwirtshaus benannt wurde und die Pferde beherbergte, welche die schweren Lasten von der mährischen Seite heraufbefördern mußten, käuflich durch den Sudetengebirgsverein in Freiwaldau erworben. Es ist das sogenannte "Alte Bergwirtshaus", das eine eigene Schenkkonzession besaß. Da um diese Zeit der Sudetengebirgsverein selbst erst 6 Jahre alt war und noch wenig Zweigvereine umschloß, der Touristenverkehr auch noch in den Kinderschuhen steckte, genügte dieses alte kleine Bergwirtshaus vollkommen. Ausgestattet wurde es nur mit einem ganz bescheidenen Massenlager. Auch die Bahnverbindung zwischen Petersdorf a. d. Theß und Winkelsdorf bestand damals noch nicht. Als jedoch der Touristenverkehr besonders durch die Reichsdeutschen einen Aufschwung nahm, mußte der Sudetengebirgsverein daran gehen, weitere Unterkünfte auf dem Roten Berge zu schaffen. Nach verschiedenen Plänen entschloß sich der Verein im Jahre 1908, ein Unterkunftshaus gegenüber dem alten Rotenbergwirtshaus zu errichten, das den Namen "Steinhaus" erhielt, weil es gemauert wurde und nicht aus Holz erbaut wurde. Dieses Haus diente nur zur Nächtigung. Die Verpflegungsmöglichkeit blieben im alten Wirtshaus. Das Steinhaus erbaute der Hauptvorstand des Gesamtvereins, dessen Sitz stets in Freiwaldau war.

Der Touristenverkehr nahm aber weiter zu, sodaß auch dieses neuerbaute Unterkunftshaus und auch der Gasthausbetrieb sich als zu klein erwiesen. Der Hauptvorstand wie auch die Zweigvereine waren geldlich außerstande, ein neues Schutzhaus auf dem Roten Berge zu errichten. Da war Herr Max Schreiber, Fabrikant aus Reitendorf, der Retter in der Not. Er vermachte testamentarisch dem Zweigverein Mähr.Schönberg des mähr.schles. Sudetengebirgsvereines ein Legat von 100000 österr. Kronen zur Erbauung eines modernen Schutzhauses. Er knüpfte daran folgende Bedingung: mit dem Bau muß noch im Jahre 1914 begonnen werden und, eine Autogarage muß dazu gebaut werden. Wenn diese Bedingungen nicht erfüllt werden, fällt dieses Legat dem Leichenverbrennungsverein "Flamme" in Olmütz zu. Doch unter der umsichtigen Leitung des Zweigvereinsobmannes Herrn Dir. Karl Fuchs in Mähr.-Schönberg wurde trotz des Kriegsausbruches 1914 mit dem Bau begonnen. Derselbe wurde, ebenso wie die vorgeschriebene Autogarage. im Jahre 1915 den. Touristenverkehr übergeben.

Dieses Haus, welches nach dem Stifter "Max-Schreiber-Haus" benannt wurde, bekam auch die 2. Schankkonzession auf dem Roten Berge. Hier wurde auch eine Wasserleitung eingebaut, welche das Wasser aus 3 gefaßten Quellen hinter dem Schutzhaus bezog; sie funktionierte im Sommer und Winter tadellos. Das Max-Schreiber-Haus wurde mit dem Unterkunftshaus, Steinbau benannt, durch eine große gedeckte Veranda verbunden, die in den Wintermonaten heizbar war und so auch in dieser Jahreszeit größeren Veranstaltungen dienen konnte. Damit war vorläufig genug Raum für den 'I'ouristenverkehr geschaffen, der nach dem ersten Weltkriege einen ungeahnten Aufschwung nahm.

Unser herrliches Altvatergebirge. dessen Reize eigentlich erst der Sudetengebirgsverein erschloß, wurde ein beliebtes Wanderziel vieler Tausende, die alljährlich auch von weither kamen. Nun mußte der Sudetengebirgsverein neuerdings an die Vergrößerung der Unterkunftsmöglichkeiten denken und wiederum war es der Zweigverein Mähr.-Schönberg unter, der rührigen Leitung seines Obmannes, des Herrn Ing. Robert SiegI, welcher das Max-Schreiber-Haus verdoppeln ließ. Vergrößert wurde dasselbe nach den Plänen des bekannten Wiener Architekten Baurat Karl Seidl, der auch die Pläne zum Heidebrünnl- Kirchl entwarf. Ausgeführt wurde der Bau durch die. Fa. Schmidt & Poisel in Mähr.- Schönberg unter Bauaufsicht des Ausschußmitgliedes

Herrn Baumeister Johann Topitsch in Mähr.-Schönberg im Jahre 1929 in mustergültiger Weise. Durch das Entgegenkommen der nordmähr. Elektrizitätswerke A.G. in Hohenstadt wurde auch am Roten Berge ein Transformator aufgestellt und so konnten sämtliche Schutzhäuser mit elektrischem Licht und Kraft ausgestattet werden.

Leider nahm in den darauffolgenden Jahren, infolge der politischen Lage und Spannungen, der Touristenzustrom in erschreckender Weise ab. Der Zweigverein M.-Schönberg hatte durch den Zubau eine große Schuldenlast auf sich genommen, die er zu decken nicht mehr imstande war. Notgedrungen mußte der Zweigverein unter der Leitung des Obmannes Herrn Oberkontrollör Karl Danninger den schwerwiegenden Entschluß fassen, das Max-Schreiber-Haus mit seinen ganzen Aktiven und Passiven dem Hauptvorstande des Sudetengebirgsvereines in Freiwaldau zu übergeben. Es war dies am 1.10.1943. Der Hauptvorstand ist leichter in der Lage, die Schulden abzustoßen, da er von allen Zweigvereinen hierzu unterstützt wird. Nun setzte sich später die Erkenntnis durch, daß sämtliche einzelnen ZweigVereinen gehörende Schutzhäuser in die Verwaltung des Hauptvorstandes übergehen werden müssen, um eine einheitliche Verwaltung und Betriebsführung zu sichern und zweitens alle Zweigvereine ihrer Stärke nach beitragen müssen an der Erhaltung und dem Ausbau der einzelnen Schutzhäuser. Wohl nahm im Jahre 1938 nach dem Anschluß an das Deutsche Reich der Touristenverkehr wieder einen großen Aufschwung, auch seitens der Protektoratsangehörigen, welcher aber im Laufe der Jahre durch die Kriegseinwirkung bis zum bitteren Ende 1945 wieder vollständig abflaute.

Zu Hausverwaltern der Schutzhäuser auf dem Roten Berge wurden die Herren Arthur Wotke, Hauptgeschäftsführer des Hauptvorstandes des mähr.-schles. Sudetengebirgsvereines, sowie ,der Obmann des Zweigvereines in M.-Schönberg, Karl Danninger, bestimmt. Die Bauaufsicht erhielt Herr Baumeister Johann Topitsch in M.-Schönberg.

Schutzhauspächter am Roten Berg waren: Frau Josefine Kusche bis 1936, Herr J. Göttlicher und nach seinem frühen Tode seine Frau bis 1943, von da ab der beliebte ehemalige Schutzhauswirt vom Hochschar, Herr Josef Nitsche, bis zum Zusammenbruch 1945.

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